Katyń-Denkmal

Der berühmte Regisseur Andrzej Wajda hat in seinem 2007 produzierten Film Katyń ein Ereignis und seine Nachwirkungen verarbeitet, das sich tief ins Bewusstsein der polnischen Gesellschaft eingebrannt hat.

Katyn-Denkmal in Chełmno Mit einem geheimen Zusatzprotokoll zum später als Hitler-Stalin-Pakt bezeichneten Nichtangriffsvertrag vom 23. August 1939 hatten das Dritte Reich und die Sowjetunion ihre Interessensphären in Polen abgesteckt. Nach dem Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 und dem für die polnische Bevölkerung überraschenden Einrücken der Sowjetarmee am 17. September 1939 in Ostpolen wurde diese vierte Teilung Polens durch den sog. deutsch-sowjetischen Grenz- und Freundschaftsvertrag am 28. September 1939 besiegelt. Durch das relativ schnelle Vorrücken der deutschen Armeen hatte sich das Kriegsgeschehen ab Mitte September vorwiegend nach Ostpolen verlagert. Dadurch kamen viele polnische Armeeangehörige und Polizeibeamte in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Das Politbüro der KPdSU erließ im Frühjahr 1940 den Befehl, tausende polnische Gefangene durch den sowjetischen Geheimnis NKWD hinrichten zu lassen. Ihre Leichen wurden an verschiedenen Stellen in Massengräbern verscharrt.

Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion und der Besetzung sowjetischer Gebiete entdeckten Wehrmachtsangehörige im Februar 1943 in einem Waldgebiet bei der Ortschaft Katyń nahe Smolensk Massengräber mit Leichen polnischer Offiziere. Die Polnische Exilregierung forderte darauf eine internationale Untersuchung der Funde, wodurch es zu ihrem Bruch mit Moskau kam. Die Nationalsozialisten nutzten das Massaker von Katyń zu gegen die Sowjetunion gerichteten Propagandazwecken und gestatteten einer internationalen Untersuchungskommission, die unter anderem mit Gerichtsmedizinern besetzt war, die Massengräber in Augenschein zu nehmen. Diese kam zum Schluss, dass die Tötungen der polnischen Offiziere im Frühjahr 1940 erfolgt waren.
Nachdem die Rote Armee Ende 1943 die deutschen Truppen zurückgedrängt hatte, führte die Sowjetunion eine erneute, ihrer Propaganda genehme, Untersuchung durch, die einen späteren Todeszeitpunkt (Herbst 1941) feststellte und den Massenmord dem Dritten Reich anlastete.

Die nationalsozialistische Täterschaft war bis zur Wende 1989/90 Gegenstand der offiziellen Geschichtsschreibung in der Sowjetunion und den anderen Ostblockstaaten. Erst 1990 gestand die Sowjetunion ihre Verantwortung ein. Im Oktober 1992 ordnete der russische Präsident Jelzin an, Polen Kopien von noch vorhandenen Dokumenten über das Massaker zu überlassen, die anschließend sowohl in Polen als auch in Russland veröffentlicht worden sind. Bis heute laufen historische Forschungen, weil die Geschehnisse vom Frühjahr 1940 bisher nicht im Detail aufgeklärt werden konnten.

Auch in Polen konnte über die wirklichen Täter der Massenexekutionen in der Nachkriegszeit nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen werden. Besonders deshalb ist bis heute das Bedürfnis nach vollständiger Aufklärung der Vorgänge und nach einer Erinnerung an die Opfer besonders groß. So hat das polnische Parlament am 14. November 2007 beschlossen, den 13. April als Gedenktag für die Opfer der Verbrechen von Katyń zu begehen.

Mit Katyń verbindet sich ein weiteres tragisches Ereignis der jüngsten polnischen Geschichte, bei dem 96 Menschen starben. Die Passagiere der am 10. April 2010 beim Landeanflug auf den Militärflugplatz Smolensk-Nord abgestürzten polnischen Regierungsmaschine, unter anderem Staatspräsident Lech Kaczyński, seine Ehefrau Maria, der letzte Staatspräsident der Polnischen Exilregierung Ryszard Kaczorowski, hohe Offiziere sowie Vertreter von Parlament, Regierung, Behörden, Glaubensgemeinschaften und Verbänden, waren anlässlich des 70. Jahrestages des Massakers auf dem Weg zu einer Gedenkveranstaltung auf dem Soldatenfriedhof Katyń.

In Culm (Chełmno) erinnert an die aus der Stadt stammenden Offiziere, die 1940 in der Sowjetunion ermordet worden sind, unter anderem ein am 24. Juni 1995 enthüllter Gedenkstein auf dem Platz vor der Garnisonskirche. Dieser enthält in polnischer Sprache folgende Inschrift:

Den Soldaten der Culmer Garnison, nämlich des 66. Kaschubischen Infanterieregiments und des 8. Kavallerieschützenregiments, die vom NKWD im Jahr 1940 in Katyń und an anderen Hinrichtungsstätten während des Zweiten Weltkriegs ermordet worden sind.

Folgende Offiziere der genannten Regimenter, die in Culm stationiert waren, gehören zu den Opfern von Katyń:

66. Kaschubisches Infanterieregiment
Rafał Sołtan
Jerzy Jeleniewicz
Józef Kordasiewicz
Stanisław Podwiński
Józef Ruszar
Władysław Dworczak
Tadeusz Gąsiorowski
Eugeniusz Rykowski
Jerzy Terlicki
Antoni Boczek
Józef Grzanka
Szczepan Eugeniusz Łuczak
Ludwik Młynarczyk
Józef Wawrzyniak
Edmund Wróblewski
Michał Frank
Izydor Janca
Mieczysław Nierzwicki
Leon Porasiński
Paweł Przytuła

8. Kavallerieschützenregiment
Jerzy Staniszewski
Arkadiusz Dejewski
Julian Janas
Kazimierz Duczko
Ignacy Prądzyński
Tadeusz Sikorski

Offizier der Staatspolizei
Witold Nowakowski

Den Offizieren des 66. Kaschubischen Infanterieregiments wurde darüber hinaus eine am 21. Juni 1998 enthüllte Gedenktafel gewidmet, die sich im Innern der Garnisonskirche befindet.

Wie sehr die verbrecherische Kooperation der totalitären Nachbarmächte Polens Einfluss auf das Schicksal einzelner polnischer Familien hatte, zeigt das tragische Lebensende von Jan Nierzwicki (Vater) und Mieczysław Nierzwicki (Sohn).

Der 1874 geborene Zahnarzt Jan Nierzwicki hatte sich nach seinem Studium in München in Culm niedergelassen und engagierte sich noch zu preußischer Zeit in polnischen Organisationen. Während der Zwischenkriegsjahre setzte er sein umfangreiches gesellschaftliches und politisches Engagement fort. Insbesondere hat er als Heimatforscher mehrere Publikationen veröffentlicht, die unter anderem der Geschichte der Kirchengemeinde und der des örtlichen Gymnasiums gewidmet sind.

Zur örtlichen polnischen Führungsschicht zählend, deren Auslöschung sich die Nationalsozialisten zum Ziel gemacht hatten, wurde er kurze Zeit nach der deutschen Besetzung Polens inhaftiert und am 5. November 1939 in Klamry ermordet.

Familiengrab Nierzwicki in ChełmnoSein 1915 in Culm geborener Sohn Mieczysław, der 1934 am örtlichen Gymnasium seine Abiturprüfung bestanden und als Buchhalter in der Przechowo-Młyny i Tartaki S.A. in Przechowo unweit seiner Heimatstadt gearbeitet hatte, wurde als Reserveoffizier dem 66. Kaschubischen Infanterieregiment zugeteilt und gehört zu den Opfern von Katyń.
An Vater und Sohn erinnern Gedenktafeln am Familiengrab auf dem katholischen Friedhof in Culm.


Quellen:

  • Anna Soborska-Zielińska, Pomnik Katyński, in: Chełmińskie pomniki i tablice pamiątkowe, Chełmno 2001, S. 186 ff
  • Anna Soborska-Zielińska, Tablica pamiątkowa poświęcona oficerom 66 Kaszubskiego Pułku Piechoty im. Marszałka Józefa Piłsudskiego pomordowanym w 1940 roku przez NKWD w Katyniu i innych miejscach kaźni, in: Chełmińskie pomniki i tablice pamiątkowe, Chełmno 2001, S. 200 ff
  • Stefan Rafiński, Chełmiński Słownik Biograficzny, Chełmno 2006, S. 131

Gnadenkapelle

Gnadenkapelle in ChełmnoEinen Ort von besonderer religiöser Bedeutung bildet in Culm eine Kapelle mit Brunnen, die rund 50 m nördlich des Graudenzer Tors gelegen ist. Die Entstehung der rund zwölf Quadratmeter großen Kapelle ist auf eine bereits im 14. Jahrhundert bekannte Legende zurückzuführen, die hier mit den Worten eines deutschsprachigen Autors aus dem Jahr 1927 wiedergegeben werden soll:

In früheren Jahren soll in Culm ein armer Korbflicker gelebt haben, der außer einer stattlichen Kinderschar nichts sein eigen nannte. Das Unglück wollte es, dass eins seiner Kinder blind geboren wurde. Je mehr es heranwuchs, eine desto größere Plage wurde es für den mittellosen Vater, da das Kind nicht in der Lage war, sein Brot zu verdienen. Um sich nur etwas nützlich zu machen, hütete das Kind die Ziege des Korbflechters, die die ärmliche Familie wenigstens mit etwas Milch versorgte. Täglich zog der blinde Junge mit dem Tier aus und ließ es weiden, wo es wollte. So auch eines Tages am Abhange der Promenade. Der Knabe besaß einen großen Wissensdurst. Aber es war keiner da, der ihn unterrichten konnte. Bittere Tränen hatte er schon wegen seines Gebrechens vergossen, das ihn hinderte, die Welt in ihrer Schönheit zu sehen wie die anderen Kinder. Nur was ihm erreichbar war, konnte er durch Betasten sich wahrnehmbar machen. Da kam er auf den Gedanken, die Erde aufzuwühlen, um zu fühlen, wie sie unter der Oberfläche beschaffen sei. Er grub mit seinen Händen ein Loch und spürte mit einem Male, daß die Erde, die er der Höhlung entnahm, immer feuchter wurde, je tiefer er grub. Plötzlich sprang ein klarer Quell daraus hervor und bespülte seine Hände. Er trank von dem hervorsprudelnden Wasser, das ihn köstlich erfrischend dünkte, und bekam auch Lust, sich darin zu waschen. Kaum hatte er sein Gesicht mit dem Wasser benetzt, da sah er die Sonne leuchten, die Blumen blühen und alle Herrlichkeiten der Natur. Vor ihm stand eine schöne Frau im blauen Mantel, mit einer goldenen Krone auf dem Haar, die zu ihm sagte: „Ich bin die Mutter Gottes. Um die Sünden der Welt hat mein Sohn den Martertod erleiden müssen. Täglich erleidet er die Qualen von neuem, da die Menschen, die er erlösen wollte, ihn täglich verleugnen. Nur wenige tragen Schmerzen und Leid in Demut. Diesen Armen soll geholfen werden, wenn sie reinen, gläubigen Herzens von dem Wasser dieser Quelle trinken und ihre kranken Glieder darin baden. Dies sage den anderen. Aber dem Ort, wo die Wasser der Erde entspringen, sollen sie mein Bild errichten und vor ihm mich vertrauensvoll anrufen, dann will ich für sie bitten. – Aber hütet euch, daß mit dem Wasser Missbrauch getrieben wird, nicht um Geld und irdische Schätze darf es feil sein, sonst wird furchtbare Strafe den Frevler treffen.“ Sie erhob die Hand zum Segen und verschwand. Seit der Zeit steht das Bild, und alljährlich im Juli wird das Erscheinen der Gottesmutter im Ablaßfeste gefeiert, zu dem tausend und abertausend Pilger zur Gnadenquelle strömen.

Quelle: Ernst Löns, Hermann Löns‘ Jugendzeit, Minden 1927, S. 44/45

Im Dezember 1939 wurde die Kapelle von den Nationalsozialisten zerstört und die Quelle zugeschüttet. Ihr Wiederaufbau erfolgte 1948.

Gnadenkapelle am 28. September 2008:
Gnadenkapelle in Chełmno  Gnadenkapelle in ChełmnoGnadenkapelle in Chełmno

Bildquelle für historische Aufnahme: moje-chelmno.pl, Sammlung P. Wolder; zeitgenössische Fotos: A. Prause

Katholischer Friedhof

Bis ins frühe 19. Jahrhundert wurden Verstorbene in Culm (Chełmno) in oder unmittelbar neben Kirchen beigesetzt. Innerhalb der Stadtmauern gab es unter anderem Friedhöfe an der Franziskanerkirche, der Dominikanerkirche, der Klosterkirche und der Marienkirche. Außerhalb der Wehrmauer erfolgten Bestattungen an der heute nicht mehr vorhandenen Georgskapelle östlich des Graudenzer Tors.

Die preußische Verwaltung strebte, wahrscheinlich um einen besseren Schutz vor Seuchen zu gewährleisten, an, nicht mehr die in der relativ dicht besiedelten Stadt gelegenen Kirchhöfe zu nutzen. Vielmehr sollten außerhalb der Stadtmauer neue Friedhöfe entstehen. Dabei konnte sie sich auf eine eindeutige gesetzliche Regelung berufen, nämlich das im Jahr 1794 erlassene Allgemeine Landrecht für die preußischen Staaten. Dessen elfter Teil mit dem Titel „Von den Rechten und Pflichten der Kirchen und geistlichen Gesellschaften“ bestimmte nämlich im § 184: „In den Kirchen, und in bewohnten Gegenden der Städte, sollen keine Leichen beerdigt werden.“

Katholischer Friedhof in Chełmno

Anfangs des 19. Jahrhunderts wurde östlich der heutigen Altstadt, entlang der damaligen Ackerstraße (heute ul. Powstańców Wielkopolskich), ein jüdischer Friedhof angelegt. Bereits 1785 war ganz in der Nähe, nämlich südöstlich des Graudenzer Tors, ein evangelischer Friedhof entstanden.

Zu dieser Zeit waren jedoch die meisten Menschen in Culm katholischen Glaubens, so dass vor allem für diese Konfession eine Lösung im Sinne der neuen Vorschriften gefunden werden musste. Der preußische König Friedrich Wilhelm III. ordnete am 29. März 1804 an, einen katholischen Friedhof außerhalb der Stadtmauer einzurichten. Daraufhin stellte die Stadt der katholischen Gemeinde einen Geländestreifen entlang der Stadtmauer zwischen Thorner Straße (ul. Toruńska) bis zum Pulverturm zur Verfügung. Die Kosten für die Begradigung der Fläche und die Errichtung einer Umzäunung wurden mit 657 Reichstalern angegeben. Am 13. September 1805 berief Pfarrer Franciszek Weinreich auf Bitten des Magistrats eine Versammlung der Kirchengemeinde ein, um über den zukünftigen Friedhof und die Kostendeckung zu beraten, jedoch blieben konkretere Schritte zunächst aus.

Katholischer Friedhof in Chełmno

Infolge der militärischen Niederlage, die das napoleonische Frankreich dem Königreich Preußen zufügte, gehörte Culm ab 1807 bis 1815 zum Herzogtum Warschau, einem napoleonischen Satellitenstaat mit polnischer Administration. Diese richtete am 14. Mai 1809 ein Schreiben an den Magistrat der Stadt und behielt die frühere preußische Anordnung, nämlich Beisetzungen in und an Kirchen in der Stadt einzustellen, bei. Im März 1811 bemühte sich Pfarrer Weinreich bei der Stadt erneut um das anscheinend formell noch nicht übereignete Gelände südwestlich der Stadtmauer in der Nähe der Thorner Straße. Jetzt war er erfolgreich. Der neue Friedhof wurde schließlich 1814 eröffnet. Am 18. Mai des genannten Jahres erging nochmals ein Erlass, der Beisetzungen in den Kirchen und auf den Kirchhöfen verbot.

Der Friedhof zwischen dem ehemaligen Thorner Tor und dem heute noch gut erhaltenen Pulverturm war bereits nach 20 Jahren belegt, so dass er erweitert werden musste. 1835 wurde ein Kaufvertrag mit Ludwik und Joanna Pozzesii über ein benachbartes Grundstück westlich des Pulverturms geschlossen. Wegen finanzieller Schwierigkeiten wurde dieses Rechtsgeschäft jedoch nicht vollzogen. Die Erweiterung des Friedhofs um diese Fläche erfolgte erst 1852, als die neuen Eigentümer, Karol und Szarlota Suthoff, diese der katholischen Kirchengemeinde schenkten. 1877 wurde von der Kongregation der Barmherzigen Schwestern ein weiteres Grundstück erworben.

Katholischer Friedhof in Chełmno

Mit einem Aufwand von 5000 Mark wurde 1907 eine Leichenhalle gebaut, die bis heute genutzt wird. In unmittelbarer Nähe befinden sich an der Böschung unterhalb der Stadtmauer eng nebeneinander errichtete Grabmäler, unter anderem die Ruhestätte der Familie Witt aus dem Jahr 1906 sowie das Familiengrab des Gymnasialdirektors Wojciech Łożyński.

Während des Ersten Weltkriegs wurde erneut eine Erweiterung notwendig, unter anderen aufgrund der behördlichen Anordnung, einen Soldatenfriedhof zu schaffen. Durch einen Grundstückstausch erhielt die Kirchengemeinde eine neue Fläche von der Stadt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde der Friedhof noch mehrmals vergrößert.

Katholischer Friedhof in Chełmno

Heute nimmt er fast die gesamte Fläche zwischen der ul. Toruńska und der Stadtmauer ein. Lediglich unmittelbar an der ul. Toruńska befinden sich Grundstücke mit Gebäuden. Das teilweise stark abschüssige Gelände erforderte eine terrassenförmige Anlage des im Westen bis zur ul. Danielewskiego reichenden Friedhofs, die seinen besonderen Reiz ausmacht.

Tagsüber ist das Friedhofsgelände frei zugänglich. Um einen kurzen Rundgang zu unternehmen, betritt man den katholischen Friedhof am besten durch den Haupteingang an der ul. Toruńska, der sich unmittelbar südlich der Stadtmauer befindet. Folgt man nun der Hauptallee, sieht man rechts den ältesten Teil des Friedhofs. Ganz am Ende der Hauptallee wendet man sich nach rechts und nimmt die zur Wehrmauer hinaufführende Treppe. Entweder wirft man nun noch einen Blick auf die Gräber unmittelbar an der Stadtmauer oder betritt durch das Tor in der Stadtmauer in Höhe des südlichen Endes der ul. Klasztorna wieder die Altstadt.

Quelle: Anna Grzeszna-Kozikowska, Chełmińskie Powązki, in: Czas Chełmna vom 24. Oktober 2008, S. 6

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 27.10.2008]

Alte Promenade

Alte Promenade in Chełmno
Dezember 2008

Etwas abseits liegend [Standort bei Google Maps], wird von den meisten Touristen der älteste Park in Chełmno/Culm, die 1825 unter dem preußischen Bürgermeister Halmhuber angelegte Alte Promenade, kaum beachtet. Sie befindet sich nördlich der Altstadt, etwa 200 m vom Markt entfernt, und erstreckt sich auf einer Fläche von 3,64 ha von der Ulica Wodna (Wasserstraße) bis zur Ulica Rybacka (Fischerstraße). In den ersten Jahren, als die Bäume noch klein waren, konnte man von hier aus sicherlich einen schönen Ausblick auf die unten im Tal liegende Fischerei (Rybaki), den ältesten Stadtteil Culms, und weiter auf die Weichsel genießen. Gegenwärtig kann man nur während der blätterlosen Zeit des Jahres etwas von der ursprünglichen Aussicht erahnen.

Alte Promenade in Chełmno
Dezember 2008

1880 wurde die Stadtmauer zwischen der Ulica Rynkowa (Marktstraße) und der Ulica Rybacka abgebrochen, um Platz für neue Baugrundstücke entlang der Alten Promenade zu schaffen. Davor entstand, um die Zufahrt zu den neu entstehenden Häusern zu ermöglichen, die schmale Straße An der Promenade (ul. Stare Planty).

In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts musste der alte Baumbestand gefällt und der Park vollkommen neu gestaltet werden. Die meisten Arbeiten wurden zur Amtszeit von Bürgermeister Stanisław Zawacki durchgeführt.

Quelle:
Anna Soborska-Zielińska, Parki i ogrody Chełmna, Chełmno 1999, S. 13 (Abschnitt „Stary Planty“)

Die Fotos in der Galerie stammen aus den Jahren 2021 und 2022. Im Februar 2024 hat die Stadtverwaltung Chełmno angekündigt, die Alte Promenade in absehbarer Zeit modernisieren zu wollen. Unter anderem soll ein kleiner Spielplatz entstehen. Da diese Grünanlage wie die benachbarte Altstadt unter Denkmalschutz steht, müssen bei Planung und Umsetzung entsprechende Vorgaben beachtet werden.

[Die Fotos entstanden am 6. Dezember 2008. Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 19.12.2008; Beitrag ergänzt und mit Fotos aus 2021/2022 versehen am 22.02.2024]

Garnisonskirche

Garnisonskirche 2023

Die Garnisonskirche liegt im Süden der Altstadt und wurde in den Jahren 1874-1875 für die im damaligen Culm stationierte Garnison der preußischen Armee errichtet. Der Baustil ist typisch für evangelische Gotteshäuser dieser Epoche. Die einschiffige Kirche mit Chorraum besitzt eine von der Firma W. Sauer aus Frankfurt (Oder) hergestellte Orgel und einen 42 m hohen Turm. Als infolge der Bestimmungen des Versailler Vertrags die Stadt dem wieder entstandenen polnischen Staat angeschlossen wurde, übernahm die polnische Armee im März 1920 die Kirche, die darauf von Pfarrer Zygmunt Rogala als römisch-katholisches Gotteshaus geweiht wurde.

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Wasserturm

Der hier abgebildete Wasserturm an der Ulica Dominikanska löste einen Vorgängerbau ab, der 1867 auf dem Marktplatz entstand und auf der alten Ansichtskarte abgebildet ist. Der alte Wasserturm auf dem Markt wurde an der Stelle eines Springbrunnens errichtet und sorgte dafür, dass die in der Stadt gelegenen Häuser bis ins 2. Stockwerk über das städtische Wasserleitungsnetz mit Trinkwasser versorgt werden konnten.
Da Ende des 19. Jahrhunderts im Stadtgebiet verstärkt höhere Häuser gebaut wurden, beschloss die Stadtverordnetenversammlung 1898, mit einem Aufwand von 9000 Mark einen neuen Wasserturm an der damaligen Predigerstraße zu errichten. Der Bau des 31,26 m hohen Objekts, das am Boden einen Durchmesser von 9,20 m besitzt, wurde 1899 abgeschlossen.

Die Maurerarbeiten führte die Firma Wilhelm Frucht aus Chełmno aus, den Wasserkessel stellte die örtliche Fabrik R. Peters her. Der im neugotischen Stil gestaltete Wasserturm, der für eine Trinkwasserversorgung bis in die 4. Etage der Häuser sorgte, wurde noch bis Mitte der achtziger Jahre genutzt. 1993 wurde er verkauft und stand jahrelang leer. Im Wasserturm wurde im März 2022 ein schönes Café eingerichtet, das in der Regel täglich geöffnet ist.

Der alte Wasserturm auf dem Markt (auf der Postkarte zu erkennen) wurde übrigens nach der Inbetriebnahme des neuen als Lager genutzt und 1925 abgerissen.

Die Café-Inhaber bemühen sich, ihren Gästen in Zukunft Zugang zur Terrasse auf dem Wasserturm gewähren zu können. Im Februar 2024, als die Stadtverwaltung Chełmno dieses kurze Video veröffentlicht hat, das die schöne Aussicht auf die Altstadt verdeutlicht, war diese Möglichkeit noch nicht gegeben.

Quelle: Grzeszna-Kozikowska, Anna, Wieze cisnien, Czas Chelmna 07.03.2003, S. 6; Ansichtskarte entnommen aus www.chelmno.fr.pl (Sammlung P. Wolder)

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 07.12.2007; leicht geändert und ergänzt am 17.02.2024]

Neue Promenade

Die Neue Promenade (poln. Nowe Planty) genannte Parkanlage entstand in den Jahren 1834-1835 während der Amtszeit von Bürgermeister Lauterbach nördlich des Graudenzer Tores an der Stelle eines Grabens, der der Stadtmauer vorgelagert war und mit ihr in früheren Zeiten ein Verteidigungssystem bildete. Eine besondere Zierde bildete eine noch während der Amtszeit Lauterbachs, der bis 1848 an der Spitze der Stadtverwaltung stand, geschaffene Laube in Form eines griechischen Tempels mit acht Säulen.

Neue Promenade in Chełmno im September 2005

Der 5,8 ha große Park erstreckt sich bis zur ul. Wodna und umfasst auch die Steilhänge an der Gnadenkapelle in Richtung ul. Kamionka. Mit der Pflege der Neuen Promenade befasste sich ursprünglich der anlässlich der Schaffung des Parks gegründete Verschönerungs-Verein, dem 1837 bereits 41 Mitglieder angehörten. Er war viele Jahrzehnte lang tätig und zählte 1864 125 Mitglieder. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts, nämlich 1890, engagierten sich 146 Personen im Verschönerungs-Verein Culm. Während der Zwischenkriegszeit übernahm Dr. Rediger, der Direktor des Mädchengymnasiums, die Betreuung der Neuen Promenade. Er entwarf unter anderem eine Sonnenuhr aus Blumen. Seit Anfang der neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts widmet die Stadtverwaltung der Parkanlage besondere Aufmerksamkeit und überrascht jedes Jahr Einwohner und Gäste mit völlig neu gestalteten Blumenteppichen.
Der Park besitzt drei Hauptwege. Der östlichste führt neben dem Grab des unbekannten Soldaten über eine lange Treppe in eine talförmige Senke, in der sich die Gnadenkapelle befindet.

Die beiden anderen Hauptwege fassen eine gärtnerisch schön gestaltete Grünfläche ein. Gleich unterhalb des Graudenzer Tors befand sich seit 1880 ein Springbrunnen, der bis 1990 erhalten blieb. Im August 2005 konnte dank einer Spende von Romuald Hejna ein neuer Springbrunnen (weitere Ausführung nach vollständiger Beschädigung im Jahr 008), der dem historischen Vorbild nachempfunden ist, geschaffen werden.

Nördlich des Springbrunnens stehen zwei kunstvoll gefertigte Stelen, die 1893 von zwei seinerzeit prominenten Einwohnern der Stadt Culm, nämlich Arnold Ruhemann und Wolfgang Geiger, gestiftet worden sind.

Der westlichste Hauptweg des Parks liegt unmittelbar an der Stadtmauer und ermöglicht einen Spaziergang vom Graudenzer Tor am Dominikanerturm vorbei bis zur ul. Wodna. Durch einen Durchbruch in der Stadtmauer kann man einen Blick in die ul. Rycerska werfen. Unmittelbar an der Stadtmauer, die an dieser Stelle erst vor kurzem umfassend erneuert worden ist, wurden alle Büsche und Bäume entfernt, damit diese dem historischen Bauwerk keine neuen Schäden zufügen können.

Neue Promenade - September 2005

Der mittlere Hauptweg führt bis zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man einen herrlichen, wenn auch durch die wachsenden Bäume immer mehr eingeschränkten, Ausblick auf das Weichseltal und die Culm gegenüber liegende Stadt Schwetz genießt. Hier wurde vom Verschönerungs-Verein am 9. Juli 1892 ein heute nicht mit vorhandener Gedenkstein mit der Inschrift Bürgermeister Lauterbach schuf diese Anlagen 1834 aufgestellt. 1927 wurde er erneuert und nun mit der polnischen Inschrift – einer wortwörtlichen Übersetzung des ursprünglichen Textes – Park ten założył burmistrz Lauterbach w roku 1834 versehen. Ein weiterer Gedenkstein würdigte seit 1902 die Verdienste des 1900 verstorbenen Culmers Ludwig Schmidt, der sich mit großem Engagement der Pflege der Neuen Promenade gewidmet und dafür 1898 sogar die Ehrenbürgerschaft der Stadt Culm erhalten hatte. Auch dieser Gedenkstein ist nicht mehr erhalten.
In der Nähe des Aussichtspunkts befindet sich eine Stelle, die seit dem späten 19. Jahrhundert bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts für die Veranstaltung von Konzerten genutzt wurde.


Quelle:
Anna Soborska-Zielińska, Parki i ogrody Chełmna, Chełmno 1999, S. 14 ff (Nowe Planty)

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 22.01.2008; ergänzt um weitere Fotos am 10.01.2021]

Reliquie des heiligen Valentin

Chełmno wirbt seit knapp 25 Jahren damit, die „Stadt der Verliebten“ zu sein und begeht den Valentinstag (14. Februar) mit einem besonderen Veranstaltungsprogramm. Wie kommt es dazu?

Seit mehreren Jahrhunderten befindet sich in der Pfarrkirche St. Marien eine Reliquie des heiligen Valentin. Es handelt sich um ein Schädelfragment, das in einem achteckigen Reliquiar aus Silber aufbewahrt wird. Nicht genau geklärt ist, woher diese Reliquie stammt und wann genau sie ihren Platz in Chełmno gefunden hat.

Der Kunstkonservator Krzysztof Kalinowski schließt in einem am 14.02.2008 in der Tageszeitung Gazeta Wyborcza veröffentlichten Artikel Jak głowa św. Walentego trafiła do Chełmna (Wie der Kopf des heiligen Valentin nach Culm kam) nicht aus, dass Paweł Jan Działyński den Schädel des heiligen Valentin in Rom als Auszeichnung für seinen Einsatz für die katholische Kirche in Polen von Papst Gregor XV. erhalten und spätestens im Juli 1623 in seine Heimat überführt hat. In der Pfarrkirche in Neumark (Nowe Miasto Lubawskie) befindet sich ein Gemälde, das Papst Gregor XV. gemeinsam mit Paweł Jan Działyński darstellt.

Dokumentiert ist jedoch die Entstehung der kunstvollen Silberdose, die einen kuppelförmigen, verglasten Deckel besitzt, durch den die Reliquie betrachtet werden kann. Dieses Reliquiar wurde 1630 von Jadwiga Działyńska und ihrer Tochter bei Wilhelm de Lassensy in Thorn (Toruń) bestellt, weil beide Frauen überzeugt davon waren, eine Krankheit dank der Hilfe des heiligen Valentin überstanden zu haben. So verkündet es eine gut erkennbare Inschrift in polnischer Sprache.

Altar in der Marienkirche in Chełmno - Heiliger Valentin 1715 wurde in der Pfarrkirche ein neuer, noch heute vorhandener, Altar für den heiligen Valentin mit einem Bildnis des Heiligen eingerichtet, das der Überlieferung nach aus Rom stammt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Reliquie in besonderer Weise verehrt. Am Vorabend des 14. Februar wurde sie in einer Prozession in die Heilig-Geist-Kirche überführt, dort auf dem Hauptaltar aufgestellt und angebetet. Am 14. Februar wurden dann mehrere Messen gelesen, bis die Reliquie in einer Prozession wieder in die Pfarrkirche gebracht wurde. Ähnliche Feierlichkeiten fanden am zweiten Pfingsttag statt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts, als die Heilig-Geist-Kirche langsam verfiel, verloren die dem heiligen Valentin gewidmeten Prozessionen allmählich an Bedeutung, bis sie völlig eingestellt wurden und in Vergessenheit gerieten.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 14.02.2008; leicht geändert 13.02.2024]