Rathaus

Rathaus im Herbst 2018

Rathaus im Herbst 2018

Das Rathaus auf dem Markt entstand in den Jahren 1567-1572 im Stil der polnisch-italienischen Renaissance durch einen Umbau eines gotischen Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert. Die Attika wurde reich mit weichen Formen verziert, die einen Halbdunkeleffekt hervorrufen. In den Jahren 1885-1887 wurden in der Attika Fensteröffnungen geschaffen, wodurch ein zusätzliches Stockwerk gewonnen wurde. Der Turm mit der Uhr wurde in den Jahren 1589-1595 errichtet. An der Westwand ist ein Längenmaß aus der Zeit der Stadtgründung in Form eines Eisenstabs, die sog. Culmer Elle, angebracht. Im Inneren des Gerichtssaals sind barocke Wandmalerien Jan Roszkowskis aus dem Jahr 1743 erhalten geblieben (Salomonische Gericht, Gericht über die Susanne sowie ein Portrait von Culmus, dem Sohn des Wajdemut und legendären Gründers von Culm).

Westseite des Rathauses

Westseite des Rathauses im Januar 2017

Nach 1298 wurde östlich des Rathauses das englische Packhaus gebaut, das bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ein weiteres großes Bauwerk auf dem Marktplatz bildete.

Im Rathaus ist neben dem Museum des Culmer Landes die Touristeninformation untergebracht.

Weitere Informationen über das Rathaus und den anliegenden Marktplatz mit vielen Fotos finden Sie auf der Website moje-chelmno.pl.

[Erstveröffentlichung des Beitrags am 19.06.2012, ergänzt am 05.01.2021]

Schwetz (Świecie) – Großer Markt

Vor einigen Wochen hatte ich bereits einige Fotos vom 11. Mai präsentiert, die den im Frühjahr 2012 modernisierten Großen Markt (Duży Rynek) in Schwetz am der Weichsel (Świecie nad Wisłą) zeigen. Heute konnte ich einige weitere Aufnahmen machen.

Durch die Aufstellung vieler Sitzbänke ist der Große Markt wesentlich belebter als vor der Umgestaltung. Die Anfahrt mit dem Auto und die Parkmöglichkeiten haben sich jedoch eher verschlechtert.

Friseursalon Epding am Markt (1913-1945)

1912 erwarb der Friseurmeister Alwin Epding am Culmer Markt das Haus Nr. 20, das heute die Hausnummer 15 trägt, und eröffnete dort einen Friseursalon, der nach seinem Tode im Jahr 1943 von seiner Tochter Irma Reiter, geb. Epding, übernommen und bis zur Flucht der Familie vor der Roten Armee im Januar 1945 fortgeführt wurde. Das folgende Bild zeigt Irma Reiter im Kreise ihrer Angestellten vor dem Schaufenster des Friseursalons. Ein Vergleich mit einem aktuellen Foto zeigt, dass sich das Gebäude im sichtbaren Bereich kaum verändert hat.

Friseursalon Epding in Culm / Chełmno2006 unternahm die Enkelin Alwin Epdings, Frau Gudrun Poncet, geb. Reiter, eine Reise aus Westdeutschland in ihre Geburtsstadt Culm, das heutige Chełmno, um in den Straßen der Altstadt, in denen sie noch als fünfjähriges Mädchen gespielt hatte, eine ganz persönliche Spurensuche zu unternehmen.

Frau Poncet hat mir neben dem Foto aus dem Jahr 1943 eine Reihe von Angaben über ihre Familie übermittelt, die mehr als drei Jahrzehnte lang in Culm ansässig war.

Markt 15 in ChełmnoDer erste Inhaber des Friseursalons Alwin Epding wurde 1885 in Klein Trebis (poln. Trzebczyk) geboren. Dieser Ort liegt rund 13 km südlich von Culm. 1912 heiratete er die drei Jahre ältere Martha Piepke aus Klein Czyste (ab 1908 amtliche Bezeichnung Reinau, poln. Małe Czyste), einem Dorf 8 km südöstlich von Culm, deren Eltern einen Bauernhof besaßen und die erwirtschafteten Produkte unter anderem auf dem Wochenmarkt in der Kreisstadt anboten.

Im selben Jahr erwarb das frisch vermählte Ehepaar das bereits erwähnte Haus am Markt, in dem der über einen Meistertitel verfügende Alwin Epding 1913 einen Friseursalon eröffnete.

Zu dieser Zeit hat sich im Gebäude wahrscheinlich auch eine Gaststätte befunden, denn in einem Bauplan aus dem Jahr 1912 sind im Erdgeschoss rechts der Eingang zu einer Schankstube, ein Vereinszimmer sowie weitere Räumlichkeiten eingezeichnet. Auf der linken Seite des Erdgeschosses befanden sich hingegen der Eingang zum Flur und zum Friseurladen sowie zur im 1. und 2. Stock gelegenen Wohnung. Der Friseurladen wurde später erweitert und in einen Herren- und Damensalon umgewandelt.

Epding in Culm / Chełmno1913 wurde das erste Kind des Ehepaars Epding geboren, nämlich Irma. Ihr Bruder Heinz Ernst kam 1925 ebenfalls in Culm zur Welt. Er fiel als 20-jähriger Soldat in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs.

Irma Epding heiratete 1936 den aus dem rund 70 km westlich von Culm gelegenen Ort Mrotschen (poln. Mrocza) im Kreis Wirsitz (Wyrzysk) stammenden Herbert Reiter (geb. 22.03.1911), der in Culm als Bankbeamter arbeitete, spätestens seit 1943 als Marineoffizier Kriegsdienst leistete und 1945 ums Leben kam. Irma und Herbert Reiter wohnten in der Bischofsstraße 7 II (ul. Biskupia), unweit vom Friseursalon entfernt, den Irma nach dem Tode ihres Vaters als ausgebildete Friseuse 1943 übernahm. Neben der 1939 geborenen Gudrun hatte das Ehepaar Reiter noch die Tochter Gisela sowie den Sohn Klaus Dieter, die beide in jungen Jahren verstarben.

[Die Erstveröffentlichung dieses Beitrags erfolgte am 24. März 2008]

Das englische Packhaus zu Culm

In der Stadt Culm wird ein altes Gebäude gezeigt, das zur Zeit, als dieser Ort sich noch im Besitze eines blühenden Seehandels befand, den englischen Kaufleuten zur Waarenniederlage gedient haben soll. Von diesem Gebäude aus geht ein Gang tief unter der Erde fort; wie man behauptet, soll er sich eine Stunde weit bis nach dem Dorfe Grubno erstrecken. Wenigstens befindet sich in dem letzteren die Oeffnung eines andern unterirdischen Ganges, der in der dem ersteren entgegengesetzten Richtung streicht. Häufig hat man es schon versucht, von dem einen Ende zum andern zu dringen, aber immer vergeblich, da, wenn man tiefer hinabstieg, stets die Kerzen verlöschten. Auch wurden die, welche sich hinabwagten, durch gespenstische Erscheinungen in Schrecken versetzt. Bei einer Eroberung Culms durch die Polen nämlich soll ein Engländer, Bewohner des Kaufhauses, um seine Geliebte vor dem Andrange seines feindlichen Hauptmanns zu retten, mit ihr durch jenen Gang zu entfliehen versucht haben, aber nicht wieder an das Tageslicht gelangt sein. Die Sage berichtet, dass, als es ihm nicht gelingen wollte, den Ausgang zu gewinnen, er erst seine Geliebte, dann sich selbst ermordet habe, und daß Beider Geister es nun sind, die sich warnend zeigen.

Diese Sage wurde der Sammlung Die Volkssagen Ostpreußens, Litthauens und Westpreußens, herausgegeben von W.J.A. von Tettau und J.D.H. Temme, Berlin 1837, entnommen. Sie hat natürlich einen wahren Kern.

Packhaus in Cułm 1776Das Englische Packhaus hat es nämlich tatsächlich gegeben. Es wurde nach 1298 östlich des Rathauses auf dem Marktplatz errichtet und stand dort noch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es handelte sich um ein prächtiges, mehrstöckiges Gebäude mit gotischen Treppengiebeln, einem Satteldach und Eingängen an jeder Seite. Überliefert ist, dass es mindestens 1635, 1663 und 1670 instand gesetzt worden ist. Im 17. und 18. Jahrhundert verkauften im Packhaus Metzger Wurst und Fleisch. Nördlich und südlich des Gebäudes befanden sich Verkaufsstände, an denen weitere Waren angeboten wurden.

Zur Entstehung der Sage über den geheimnisvollen Gang dürfte das doppelstöckige Gefängnis beigetragen haben, das im Keller des Englischen Packhauses untergebracht war. Man sprach vom oberen und unteren Gefängnis. 1661 erhielten seine Kerkerzellen neue Türen. In den Zellen befanden sich neben Gittern in die Erde eingelassene Eichenpfähle, an denen die Fuß- und Handfesseln für die Gefangenen befestigt waren. Es gab auch einen Aufzug, mit dem das Essen in die Zellen herabgelassen wurde.

Das Dorf Grubno liegt südöstlich von Culm und man benötigt vom Markt aus zu Fuß sicherlich eine Stunde, um es zu erreichen. Von Gängen unter der Altstadt sprechen noch heute ältere Culmer, die dabei auf mündliche Überlieferungen verweisen. Handfeste Beweise für die Existenz unterirdischer Verbindungswege gibt es aber nicht. Im Mai 2012 wurde im Zuge der gerade begonnenen Bauarbeiten auf dem Markt mit einem Bodenradar der fragliche Bereich der Altstadt untersucht. Hinweise auf unterirdische Hohlräume hat man nicht gefunden.

Angaben über das Englische Packhaus aus:

    • Marek G. Zieliński, Chełmno – civitas totius Prussiae metropolis XVI-XVIII w., Bydgoszcz 2007, S. 18, 44 f., 426

Marktbudenumzug

Vor zwei Wochen hatte ich bereits auf die umfangreichen Baumaßnahmen am Marktplatz hingewiesen. Mittlerweile hat man sich auf die nördliche Marktseite vorgearbeitet.

Bauarbeiten 15. Juli 2012

Nordseite des Markts von Chełmno am 15. Juli 2012

Auch die nicht sonderlich hübschen Marktbuden, die bisher auf der Westseite des Rathauses standen, sind entfernt worden. Sie wurden auf einem Teil des ehemaligen Bahngeländes an der ul. Dworcowa, das noch der Stadt gehört, aufgestellt. Derzeit sind Arbeiter dabei – auch heute am Sonntag – die bisher brachliegende Fläche rings um die Buden zu pflastern.

Zukünftig sollen die Händler, die allerlei Waren auf dem altstädtischen Marktplatz angeboten hatten, dort ihre Zelte aufschlagen können. Dieser Umzug ist aber nicht unumstritten. So ist noch nicht klar, ob auch Blumen- sowie Obst- und Gemüsehändlern nach Abschluss der Modernisierung der Zutritt zum Marktplatz verwehrt wird.

Neuer Wochenmarkt in der Bauphase

Neuer Standort der Marktbuden an der ul. Dworcowa am 15. Juli 2012

Cywiński-Haus

Cywiński-Haus am Markt in Chełmno


Das auf den ersten Blick unscheinbare Eckhaus am nördlichen Ende der Ostseite des Markts (Ecke ul. Rycerska) entstand im 13. Jahrhundert, wurde im 14. Jahrhundert erweitert und schließlich 1570 von Melchior Cywiński grundlegend umgebaut. Sehenswert sind zwei kunstvoll im Stil der Renaissance gestaltete Flachreliefs aus Sandstein, die eine Verkündigungsszene sowie die Jesus huldigenden Heiligen Drei Könige darstellen.


Das untere Relief unmittelbar über der Eingangstür zum gegenwärtig von einem Blumengeschäft genutzten Erdgeschoss weist die Inschrift Wer Got vertrauet der hadt wol gebauet mit dem Zusatz Melcher Cziwinski Anno Domini 1570 auf.




Flachrelief oberhalb des mittleren Fensters des ersten Stockwerks an der dem Markt zugewandten Hausseite.

Quellen:

  • Bogusław Mansfeld, Zespół zabytkowy Chełmna, Warszawa 1983, S. 20
  • Marek G. Zieliński, Chełmno – civitas totius Prussiae metropolis XVI-XVIII w., Bydgoszcz 2007, S. 275 f.

[Erstveröffentlichung dieses Beitrags: 01.04.2008]

Baustelle Marktplatz

Bauarbeiten Sommer 2012Das umfangreiche, mit EU-Mitteln geförderte, Sanierungsprogramm in der Altstadt von Culm (Chełmno) mit einem Gesamtwert von über 7 Mio. Euro, das sich bisher vor allem auf Maßnahmen an und in historischen Bauwerken beschränkte, hat 2012 seine sichtbarste – und sowohl für Einwohner als auch Touristen sicherlich beschwerlichste  –  Phase erreicht. Begonnen wurde nämlich mit der Modernisierung des Marktplatzes. Bevor er einen vollkommen neuen Belag und einen Springbrunnen erhält, werden die unterirdischen Versorgungsnetze und das Kanalisationssystem erneuert. Auch die anliegenden Fahrbahnen werden neu gestaltet. Wie man auf den gestern aufgenommenen Fotos sieht, sind die Arbeiten auf der Ostseite des Rathauses im vollen Gange.
Bauarbeiten Sommer 20122013 werden ebenfalls groß angelegte Bauarbeiten in der Fußgängerzone, der vom Markt bis zum Graudenzer Tor führenden ul. Grudziądzka, stattfinden. Weitere Einzelmaßnahmen dieses Sanierungsprogramms werden noch bis 2014 an vielen Stellen der Altstadt durchgeführt.

Großer Markt in Schwetz (Świecie) nach Modernisierung 2012

Der Große Markt (Duży Rynek) in Schwetz am der Weichsel (Świecie nad Wisłą) ist im Frühjahr 2012 grundlegend modernisiert und umgestaltet worden. Die folgenden Aufnahme stammen vom 11. Mai dieses Jahres.

Das letzte Foto zeigt im Hintergrund ein markantes Gebäude aus hellen Ziegelsteinen mit einem Uhrenturm. Es handelt sich um das ehemalige Rathaus aus dem Jahr 1879, in dem heute das Standesamt untergebracht ist.

Świecie nad Wisłą - Markt 2012

Świecie nad Wisłą - Markt 2012

Świecie nad Wisłą - Markt 2012

 

Rathaus 1940

Rathaus in Chełmno 1940

Dieses Foto zeigt das Rathaus in Chełmno im Jahr 1940. Auf diesen Zeitpunkt weist zumindest ein handschriftlicher Vermerk auf der Rückseite des im Original 8,8 x 5,5 cm großen Bildes hin, das wohl einmal fest in einem Fotoalbum eingeklebt war (Klebespuren an den Ecken).
Der Fotograf stand an der Straßenecke ul. Szkolna/ul. Toruńska (wahrscheinlich unmittelbar vor der Mauer des Grundstücks der Pfarrkirche) und hat die Westseite des Rathauses samt einer Straßenlaterne mit einem Wegweiser an der ul. Toruńska aufgenommen. Man erkennt auf dem Wegweiser deutlich die Ortsangaben Thorn und Bromberg, was darauf hinweist, dass das Foto während der deutschen Besatzung (1939-1945) entstanden sein muss.